Die meisten Menschen vergessen 90 % des Gelernten bereits nach wenigen Stunden wieder. Dieses Phänomen ist unter dem Namen Vergessenskurve bekannt. Aber warum fällt es uns so schwer, Informationen zu behalten und – was noch wichtiger ist – wie können wir die Vergessenskurve überwinden? Glücklicherweise gibt es dafür mehrere Möglichkeiten.
Das menschliche Gehirn wird ständig mit neuen Informationen bombardiert. Diese Informationen schaffen es zwar in unser Kurzzeitgedächtnis, allerdings gibt es nicht genug Kapazitäten, um sie dort zu lagern. Das Gehirn muss sich also entscheiden, ob es diese Informationen vergisst oder im Langzeitgedächtnis speichert.
Meistens fällt es dem Gehirn leichter, neue Informationen zu vergessen. Dieses Phänomen ist als Vergessenskurve bekannt – ein Konzept, das erstmals Ende des 19. Jahrhunderts vom deutschen Psychologen Hermann Ebbinghaus erforscht wurde.
Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, die Vergessenskurve zu überwinden, indem wir unser Gehirn anregen, Informationen im Langzeitgedächtnis zu speichern.
Ebbinghaus wies darauf hin, dass der effektivste Weg, die Vergessenskurve zu überwinden, darin besteht, neu erlerntes Wissen sofort und regelmäßig in die Praxis umzusetzen bzw. anzuwenden. Das hilft dem Gehirn, sich neue Informationen zu merken und im Langzeitgedächtnis zu speichern. Als Dozent*in gibt es mehrere Ansätze, die Sie wählen können, um Ihre Kurse hinsichtlich erfolgreicher Wissensaufnahme zu optimieren:
Wiederholung ist der Schlüssel zu erfolgreicher Wissensaufnahme, weshalb es sich bei der Wiederholung um eine der besten Möglichkeiten handelt, die Vergessenskurve zu überwinden. Durch häufiges Wiederholen des neu Gelernten signalisiert man seinem Gehirn, dass der Inhalt wichtig ist, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert werden.
Aber es geht nicht nur darum, immer und immer wieder dieselben Informationen auf die gleiche Weise zu präsentieren. Da das Gehirn schnell vergisst, ist es wichtig, den Lernenden die Möglichkeit zu geben, kurz nach dem Lernen über das Gelernte zu reflektieren.
Ein Beispiel, um Wiederholungen einfacher zu gestalten, sind Recap-Sitzungen. Am Ende des Kurses können Sie z. B. die Sitzung mit einer Zusammenfassung der an diesem Tag behandelten Themen und Informationen abschließen. Auf diese Weise müssen die Lernenden nicht warten, bis ihr persönlicher Zeitplan es ihnen erlaubt, den Inhalt selbst zu wiederholen.
Eine andere Möglichkeit ist es, Ihre Lernenden am Ende Ihres Kurses an einer Frage-Antwort-Übung teilnehmen zu lassen. Indem Sie sich mit dem Material beschäftigen und sich eine eigene Meinung bilden, ist es wahrscheinlicher, dass das Gehirn Ihrer Lernenden den Inhalt sinnvoll verarbeitet und in ihrem Langzeitgedächtnis speichert.
Eine weitere Methode, die von Ebbinghaus vorgeschlagene Vergessenskurve zu überwinden, ist das Spaced Learning. Bei dieser Methode wird der Stoff in mehreren zeitlich begrenzten Sitzungen durchgenommen, wobei darauf geachtet wird, dass zwischendurch Pausen eingelegt werden. Durch die zunehmenden Zeitabstände zwischen den Wiederholungen haben die Lernenden die Möglichkeit, sich regelmäßig mit dem Material auseinanderzusetzen, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es behalten wird.
Die Kombination von Wiederholung und zeitlich gestaffelten Lernmethoden erhöht die Chance, die Vergessenskurve zu überwinden. Hier ein Beispiel:
Angenommen, Sie müssen an einem Tag zwei Kapitel unterrichten. Sie könnten jedes Kapitel in zwei getrennten, zeitlich begrenzten Sitzungen mit einer Pause dazwischen behandeln. Dadurch wird sichergestellt, dass Sie die Spaced-Learning-Methode anwenden. Am Ende des Tages können Sie eine kurze Wiederholungsstunde einplanen, in der die Lernenden die beiden Kapitel noch einmal zusammen durchgehen. So können Sie Wiederholungsübungen direkt in Ihre Kursstruktur einbauen.
Das Flipped-Classroom-Modell ist eines von mehreren Blended-Learning-Modellen, die Präsenzunterricht mit digitalen Lernmethoden kombinieren. Besonders hilfreich zum Überwinden der Vergessenskurve ist jedoch das Flipped-Classroom-Modell.
Stellen Sie sich eine traditionelle Unterrichtssituation vor, in der neue Inhalte in Präsenzveranstaltungen vorgestellt werden und die Lernenden das Gelernte anschließend durch die Bearbeitung von Aufgaben in ihrem eigenen Tempo wiederholen. Beim Flipped-Classroom-Modell können sich die Lernenden das neue Material in ihrem eigenen Tempo aneignen und die Präsenzsitzungen nutzen, um Fragen zu stellen und an Diskussionen teilzunehmen.
Wenn Lernende in ihrem eigenen Tempo über den Stoff nachdenken und praktische Fragen stellen können, ist ihr Lernprozess nicht auf zeitlich begrenzte Präsenzveranstaltungen beschränkt. Stattdessen bietet die persönliche Sitzung die Gelegenheit, über das anfängliche Lernen hinauszugehen und die Inhalte zu vertiefen, wodurch es wahrscheinlicher wird, dass das Gehirn sie im Langzeitgedächtnis speichert.
Bei der Bereitstellung von Ressourcen, die die Lernenden außerhalb des Unterrichts nutzen können, ist es wichtig, die Lernenden nicht mit neuen Informationen zu überfrachten. Das Zusammenstellen einer Liste vorhandener Inhalte kann ein effektiverer Weg sein, Ihr Fachwissen zu teilen, anstatt komplett neue Inhalte zu erstellen, mit denen Ihre Lernenden Schritt halten müssen.
Außerdem nimmt das Erstellen neuer Inhalte viel Zeit in Anspruch. Indem Sie auf relevante Inhalte verweisen, die bereits verfügbar sind, und einen sinnvollen Kontext bieten, sparen Sie nicht nur Zeit, sondern stellen auch sicher, dass Ihre Lernenden schneller an die benötigten Ressourcen gelangen.
Wie die Untersuchungen von Ebbinghaus zeigen, hört das Lernen nicht auf, wenn das Wissen einmal geteilt wurde. Lernen findet in verschiedenen Phasen statt, daher ist es wichtig, Ihre Inhalte an die sich ändernden Bedürfnisse Ihrer Lernenden anzupassen.
Das von Bob Mosher und Conrad Gottfredson entwickelte Konzept der „5 Moments of Need“ veranschaulicht fünf verschiedene Phasen, in denen sich Lernende befinden und die jeweils unterschiedliche Möglichkeiten bieten, sich Wissen anzueignen:
Wenn Sie die verschiedenen Lernphasen Ihrer Lernenden im Hinterkopf behalten, können Sie eine breite Palette von Inhalten erstellen. So sind Ihre Lernenden immer gut gerüstet, um die Vergessenskurve in verschiedenen Phasen zu überlisten.
Mit der Vergessenskurve im Hinterkopf sind Sie bereit, Kurse zu erstellen, die den Bedürfnissen Ihrer Lernenden in Bezug auf eine langfristige Wissensaufnahme entsprechen. Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, empfehlen wir unsere Authoring-Lösung Easygenerator als benutzerfreundliche Möglichkeit, Inhalte mit den oben genannten Tipps zu erstellen. Mit unserer benutzerfreundlichen Oberfläche und den In-App-Supportdiensten können Sie ganz einfach einen Kurs erstellen und Ihre Inhalte in kleine Abschnitte aufteilen, sodass Sie Pausen einlegen und in regelmäßigen Abständen lernen können. Durch die Möglichkeit, verschiedene Arten von Inhalten zu importieren, von Videos bis hin zu interaktiven Bildern, können Sie Ihre Inhalte diversifizieren, um Ihre Lernenden in den verschiedenen Phasen des Lernprozesses anzusprechen.
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